Fairtrade „überholt“: Deutsche Röster setzen auf den Direktkauf bei den Erzeugern

Berlin, 8. November 2023. Die Deutsche Röstergilde – der Verband der mittelständischen Kaffeeröster – nimmt die jüngst erfolgte Fairtrade-Preiserhöhung zum Anlass, zu dem Modell auf Distanz zu gehen: Zwar führten höhere Preise für fair gehandelten Kaffee prinzipiell zu mehr Gerechtigkeit, doch bleibe der Effekt beschränkt. „Wirklich faire Preise lassen sich nur im direkten Handel erzielen“, erläutert Verbandsvorsitzender Andreas Giest. Daher sei es gerechter und zielführender, den Kaffee direkt bei den Erzeugern einzukaufen.

Der Verband kritisiert, dass angesichts hoher Inflation und weltweiter Krisen die erste Preiserhöhung nach elf Jahren viel zu spät komme und einzelne Organisationen wie Fairtrade USA sich diesem Schritt nicht anschließen. Die Preiserhöhung – auch wenn sie mit 29 Prozent für Arabica-Kaffee und 19 Prozent für Robusta-Kaffe auf den ersten Blick kräftig erscheine – trage nicht nennenswert zur Verbesserung der wirtschlichen Situation bei den einzelnen Erzeugern bei.

Modell mit Lücken und Tücken

Da die Produktionspreise von Region zu Region überdies stark schwanken, sei der Fairtrade-Handel ohnehin nicht überall gleich fair. Weiteres Manko – und nur wenigen bekannt: Lediglich 30 Prozent des Fairtrade zertifizierten Kaffees schaffen es als solcher auf den Weltmarkt, 70 Prozent müssen die involvierten Erzeuger weiterhin konventionell und somit billig verkaufen.

Die mittelständischen deutschen Röster präferieren daher den direkten Einkauf bei den Erzeugern: „Man sollte den Kaffee direkt beim Erzeuger kaufen, sofern dies möglich ist – nur auf diese Weise lassen sich für die Erzeuger wirklich faire Preise erzielen“, sagt Klaus Langen, Vorstandsmitglied der Deutschen Röstergilde. Er verweist auf die vielen Spezialitätenkaffeehändler, bei denen Verbraucher zu 100 Prozent fairen Kaffee erhalten. Klarer Vorteil sei der ethisch verantwortungsvollere Handelspreis, der im Regelfall deutlich über dem Fairtrade-Preis liege.